herbst. in salzburg nicht nur die zeit des traditionellen genusses liebevoll zubereiteter gänse, sondern auch die zeit intensiver jazz-aktivität. beginnend mit "jazz & the city", dem clubfestival in den lokalen der altstadt bei freiem eintritt, und dann fortgesetzt durch die konzert-schiene des "salzburger jazz herbst".
dessen schlußkonzert wurde gestern zum highlight: der 80 jährige zweifache grammy-preisträger sony rollins mit seinem "orchestra", wie er sagte. ich wollte karten. ich hab keine bestellt. berufliche und private verpflichtungen gingen vor. gestern abend vor dem konzert wurde ich im restaurant von konzertbesuchern immer wieder angesprochen, warum ich denn nicht ins konzert gehe, "das wäre doch was für dich...".
das hat mich stutzig gemacht. sollte ich nicht doch...? ich folgte dem impuls und ließ mich richtung festspielhaus treiben, ich hab ja nicht weit. in der blauen gans war nicht so viel los, wie ich dachte, 90 minuten gute musik würden sich schon ausgehen. und dann klopfte das glück an: an der abendkasse fragte mich ein herr, ob ich eine karte möchte, er hätte eine einzelne und würde sie mir schenken. das leben meint es gut mit mir. dankbar nahm ich an.
nach einem auftritt der landeshauptfrau, die sony rollins für seine verdienste um den jazz mit dem bundesverdienstkreuz für wissenschaft und kunst auszeichnete, hatte endlich der meister die bühne. was war da zu entdecken! mensch gewordene resonanz! lebendigkeit, flexibilität, lebensfreude, lust am spiel und an der variation. es war wunderbar. der 80 jährige herr, der sichtliche probleme beim gehen hatte, entwickelt eine ungeheure energie, sobald er mit seinem saxofon verschmilzt. mit seinem instrument führt er sich und seine musiker in neue klangwelten. und wie feinfühlig und weise er das macht! er stupst seine musiker an, ermuntert sie, schlägt eine richtung vor, spiegelt deren einfälle, setzt einen kommentar drauf, wartet auf die reaktion, die er wieder umfärbt. und das alles mit einem unermüdlich treibenden rhythmus seines wunderbaren drummers, unterstützt und gefärbt durch die bongos und percussions und durch einen sensiblen bass. e-gitarre und trombone erzeugten lyrische momente. und mitten in diesem spiel ist ein saxofon-kobold, dessen spielfreude sich gleichermaßen auf musiker und publikum übertrug.
ich war überrascht, wie schnell 90 minuten vergehen können. und wie das salzburger publikum toben kann. eine sternstunde des jazz in salzburg.
andreas gfrerer
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