Maske, Kostüm, Verkleidung: Wir sind das ganz Jahr Narren.
Die sprachgeschichtlichen Wurzeln der Begriffe um Karneval und Fasching, und auch die Einvernahme heidnischen Jahreszeitenriten durch das Christentum und die katholische Kirche lenken nicht davon ab, dass der Mensch mehrere Gesichter hat und diese gerne verbirgt und verändert.
Schon im alten Babylon gab es das Bedürfnis, zumindest für kurze Zeit gleichgestellt und straffrei zu sein, und diese Narrenzeit erfuhr durch die Jahrhunderte ihre traditionellen und terminlichen Wandlungen, die bis in die nicht nur katholische "Neue Welt" reichen, und in den Sambaschulen von Rio sowie den Bluessängern aus New Orleans den Puls bestimmen.
In dieser Zeit ist alles erlaubt, wird alles gegessen, alles getrunken, mehr als der Hals vollkriegen kann, der Sklave wird König und der Pharao zum Weisen, jeder darf alles sein und sich alles erlauben. Es ist auch kein Zufall, wenn das Kind ein Engerl sein möchte, und die beste Freundin als Pipi Langstrumpf einem Superman im dynamischen Hoserl nachseufzt.
Auch die aufwendigen Federn und Pailletten von Venedig erzählen mehr über die Wünsche und Hoffnungen ihrer Träger, als diese in der selbstvergessenen Nacht jemals zugeben würden. Doch wenn es um Mitternacht, bevor die Asche der Buße die Stirnen zeichnet, oder in strengeren Regionen schon bei Einbruch der Nacht am frühen Abend, dann heißt „Masken ab!“, wird eine viel raffiniertere Verkleidung angelegt, jene, die wir täglich aufsetzen, um die Firma, die Freunde, die Familie zu hintergehen und schließlich uns selbst anzulügen.
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