Frühling für Helden


Frühlingshaftes Mittagessen mit Stéphane Braunschweig

Plötzlich war er da, der Frühling. „Das geht in Salzburg immer von einem Tag auf den anderen!“ Stéphane Braunschweig, Regisseur und Bühnenbildner der „Götterdämmerung“ bei den Osterfestspielen, ist nach vier Jahren ein Kenner der Jahreszeiten dieser Stadt. Auch wenn er die Proben im Dunkel des Festspielhauses verbringt, macht es doch einen Unterschied, ob es danach draußen schneit und stürmt, oder im Gastgarten der „Blauen Gans“ zu Mittag gegessen werden kann. Der Saibling ist köstlich, der Veltliner gut trocken, und Braunschweig erzählt freundlich von seiner Arbeit. Als studierter Philosoph erhielt er Ende der Achtzigerjahre seine Theaterausbildung bei Antoine Vitez in Paris und gründete prompt seine eigene Kompanie. Aus dieser Zeit, wo jeder alles machte, ist ihm auch das Bedürfnis geblieben, seine Inszenierungen immer selbst ins Bild zu setzen. Zur Oper kam er „weil man mich gefragt hat, ob ich eine Oper inszenieren möchte, und ich habe zugesagt.“ So leicht ist er heutzutage nicht mehr zu haben, eine Oper- und eine Theaterinszenierung im Jahr sind das Pensum, das sich Braunschweig neben der Leitung des Théâtre de la Colline in Paris, die er seit Anfang 2010 inne hat, erfüllen will. In seinem eigenen Haus hat er die Möglichkeit, andere zu fördern, Fragen zu stellen, Antworten zu suchen, mit den Worten anderer vielleicht die Gesellschaft zu verändern. „Ich bin ein Interpret“, definiert er seinen grundsätzlichen Zugang zur Regiearbeit, die im Zusammenspiel mit großartigen Sängern wie Ben Heppner oft sehr intuitiv abläuft. Überhaupt war die Arbeit an Wagners Ring eine besondere Zeit, ein Auftrag, der von seinem Umfang überwältigen konnte, aber auch die Möglichkeit bot, über Jahre den Stoff und seine Umsetzung zu entwickeln. Während die Aufführungen in Aix-en-Provence für das dortige Festival in fünf kompakten Wochen produziert werden mussten, konnte Stéphane Braunschweig bei den Wiederaufnahmen in Salzburg entspannt am Konzept des nächsten Kapitels arbeiten. Heute vertieft er sich nicht mehr in Wagner, sondern Debussys Pelléas und Mélisande, wenn er aufs Zimmer zurück geht. Siegfried, der Held, der von seinem Heldentum nichts weiß, hat zwar im Jahresprogramm der „Colline“ seine Spuren hinterlassen, aber Stéphane Braunschweig hat sich schon von ihm verabschiedet. Wie auch von Salzburg, wo er diesmal noch gar nicht auf den Mönchsberg hinaufgegangen ist oder an der Salzach spazieren war. Aber jetzt ist ja der Frühling da…

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