Warum wir lesen und schreiben
Wir lesen vermutlich, weil wir uns darin von den Tieren unterscheiden, so eine der Antworten, die versuchsweise am Bunten Abend des 3. Literaturfestes in Salzburg gegeben wurden. Oder weil Lesen laut Verleger Jochen Jung, einer der drei Urheber der Veranstaltung und Festredner der Eröffnung, nicht die schlechteste Einschlafhilfe sei.
Zum Träumen verleitet es allemal. Manchmal sind es auch Albträume, wenn nur allzu real nacherzählt oder erklärt wird. Bücher, vom Gedichtband zum Lexikon, enthalten schließlich die ganze Welt. Der Leser holt sich davon heraus, was er möchte oder braucht. Und wer schreibt das alles? Immerhin sind im Jahr 2008 über 8.000 neue Titel in Österreich erschienen, auf der Frankfurter Buchmesse im Herbst 2009 wurden 400.000 Titel vorgestellt, 124.000 davon waren Neuerscheinungen.
Die Autoren der Eröffnungslesung sind Chronisten der persönlichen Lebenswelt, die sie in Haikus, Tagebucheintragungen, Erinnerungen und Anekdoten festschreiben. Von exaltierten Tanten und Onkeln, Vogelfantasien und Alterschrecken wurde vorgelesen. Das Komische darin ist Unterhaltung, das Seltsame Erkenntnis, das Belanglose die Befriedigung, dass unser eigenes Dasein so anders ist. Oft übertrifft das Selbsterlebte sowieso jegliche Fiktion. Spätestens dann kann aus dem Leser ein Schreiber werden, dem Oscar Wilde rät: „Reise niemals ohne Tagebuch. Man sollte immer etwas Aufregendes zu lesen bei sich haben."
text: kb
literaturfest salzburg
von ende juni bis ende oktober findet julius deutschbauers "bibliothek ungelesener bücher" in der blauen gans obdach. programm folgt in kürze.
http://www.bibliothek-ungelesener-buecher.com/dt/portal/
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