Alle Macht der Kunst - Part 2



Fortsetzung Part 2 Interview Jonathan Meese

Gänsehaut: Sie haben viele Wochen dafür in Salzburg verbracht und sind nicht zum ersten Mal hier gewesen. Haben Sie einen besonderen Bezug zur Stadt entwickelt?

Jonathan Meese: Salzburg ist ein tolles Energiezentrum gleichzeitig ein sozialer Präsentierteller der Superlative. Alle Beteiligten des Festivals sind herrlichste verspielteste Vollprofis und haben es Jonathan Meese sehr angenehm gemacht und alles Erdenkliche abgenommen. Jonathan Meese stand trotzdem immer unter Alarm. Der Aufenthalt in Salzburg war sehr „diensthaft“ für Meese, also ein großes, demütigstes Kunstspiel. Gleichzeitig wird einem alles abgefordert. Salzburg war für Jonathan ständiger Ausnahmezustand... Kunst ist eben eine Befehlszentrale, keine Bittstelle. Kunst ist keinerlei Demokratie, zum Glück. Die Kunst hat den totalen Oberbefehl ist also ultimativst Chef und das ist geil. Kunst ist kein Menschenwunschkonzert, Kunst ist keine Menschencastingshow und Kunst ist keine Menschenmacht. Jonathan Meese hat mit liebevollster Unbekümmertheit, Elan Vital, und extremster Kindlichkeit seinen Dienst in Salzburg getan, toll, toll, toll.

Gänsehaut: Sie haben im arthotel Blaue Gans gewohnt, mitten in der Altstadt, nur ein paar Schritte vom Festspielhaus entfernt. Wie haben Sie diese Nähe empfunden?

Jonathan Meese: Die Nähe zum Festspielhaus war und ist optimal für Jonathan Meese. Jonathan Meese bewegt sich sehr ungerne und zieht gerne immer die gleichen Bahnen. Jonathan möchte möglichst nichts erleben, sondern liebevollst betreut werden und der Kunst dienen, die „Blaue Gans“ hat Jonathan Meese ein optimales Nest, Netz und einen Rückzugsort zur Verfügung gestellt, toll, toll, toll, besser geht’s nicht. Jonathan Meese schläft gerne viel und üppigst, da viel-viel Kraft getankt werden muss, das ist doch klar. Die „Blaue Gans“ ist professionellste Zurückhaltung und wunderbarster Ruhepol für mich, danke, danke, danke. Die „Blaue Gans“ ist ein durch und durch metabolischer Ort ... super ...

Gänsehaut: Gibt es etwas im arthotel, an das Sie sich (gerne) erinnern?

Jonathan Meese: Jonathan Meese erinnert sich gerne an Alles im Arthotel, Jonathan Meese liebt demütige Koordinationssysteme, also FIXPUNKTE, wie die zauberhafte „Blaue Gans“, hier kann man Neutralität, also Kraftstoff der Zukunft tanken und bestens regenerieren...

Gänsehaut: Einer der Ansprüche des arthotel ist, hier „urban abtauchen“ zu können. Hatten Sie in Salzburg dieses Bedürfnis, in all dem Trubel rund um „Dionysos“, das die erste Opernpremiere dieser Festspiele war, verschwinden zu wollen? Wie und wohin sind Sie dann abgetaucht?

Jonathan Meese: Jonathan Meese verschwindet liebend gerne und ist gerne oft und viel alleine, um sich zu regenerieren; im Hotel wurde ich nie gestört, das ist notwendig, um in Ruhe und totalster Gewissenhaftigkeit spielerischst den Dienst an der Kunst an sich abspielen zu lassen. Hotels sind hermetische Räumlichkeiten, die im optimalen Fall wie „Bunker der Kunst“ sind... super, super, super, also liebevollste Verstecke der „Massenindividualitätslosigkeit“, also Gastfreundschaftsverdichtungen von Zeit und Raum, geil.

Gänsehaut: Sie waren die letzten zehn Jahre als öffentliche Person sehr exponiert, zugleich aber auch beschützt von Ihrer Mutter, Ihren Freunden, Ihrem Galeristen. Das „enfant terrible“, als das Sie oft bezeichnet werden, ist eben ein Kind, um das sich die anderen sorgen. So mancher Kritiker sieht in Ihrer Arbeit für „Dionysos“ einen Reifemoment vom ewigen Kind zum zumindest bildlich jungen Erwachsenen. Zugleich ist die Adoleszenz erst recht eine Zeit der Unruhe. Wie fühlen Sie sich heute?

Jonathan Meese: Der Zustand Jonathan Meese hat durch Salzburg, also durch das „Präzisionsgeschoss Dionysos“ eine elementare Schallmauer durchbrochen, d. h. Jonathan Meese ist graphischst totalstpubertär ins geometrisch Hermetischste abgetaucht und als „Erzbaby der Kunst“ wieder aufgetaucht, toll, toll, toll... sehr große Freiräume haben sich durch „Salzburg“ aufgetan, Jonathan Meese kann beruhigter aber auch radikaler der Herrschaft der Kunst entgegenfiebern. Die Zeit ist einfach nun mal oberreif für die „Diktatur der Kunst, das ist vollends klar wie Kloßbrühe geworden, also bitte, bitte liebe Kunst herrsche, regiere, befehle und spiele Totalstrevolution, also Kunst an die Macht. Die Zeit der Nostalgien muss sich von selbst verbieten, wie jeder Menschenmachtsfanatismus...

Gänsehaut: Als Kind hat man meist viele Wünsche, als junger Mensch glaubt man, alles erreichen zu können, und als Erwachsener legt man die eine oder andere Illusion zugunsten einer großzügigen Gelassenheit ab. Egal, was Sie nun davon halten, welche Wünsche hegen Sie für sich?

Jonathan Meese: Der größte Wunsch des Jonathan Meese ist die „Machtschenkung Kunst“, also die „Diktatur der Kunst“. Diese „Ultraherrschaftsform Kunst“ ist das Radikalste, das seit Menschengedenken „formuliert“ wurde. Jeder Mensch muss den „Dienst an der Kunst“, also „Totalste Hingabe“ an sich abspielen lassen und die „Diktatur der Kunst“, also das Totalstneutralste, liebevollst willkommen heißen. Alle Macht der Kunst.

Gänsehaut: Ich wünsche Ihnen, was Sie sich wünschen.

Kommentare