Im Rahmen der Lesungen in der Bibliothek der ungelesenen Bücher im arthotel Blaue Gans hat Blaeulich aus dem zweiten Band seiner „Menschenfresser"-Trilogie gelesen: schonungslos.
Die Handlung, die von den historischen Tatsachen einer österreichisch-ungarischen Uganda-Expedition kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges ihren Ausgang nimmt, bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen Fiktion und Wirklichkeit, Wahnsinn und Wahrheit, in einer Sprache, die verspielt und wortwitzig die Finsternis des allzu Menschlichen beim Namen nennt.
Das Thema des Abends war „niemand“, der gewählte Textauszug beschreibt die Verhältnisse in der französischen Fremdenlegion, deren Interna den Massakern an den jeweiligen Kriegsfronten Europas in nichts nachstehen.
Eine Sprengladung von einer Erzählung, und Max Blaeulich selbst ist der Sprengmeister, um seinen Lektor zu zitieren. Die Grausamkeiten, die er auf seine Leser loslässt, sind von einer faszinierenden Monstrosität. Brutal-barock arbeitet der Autor die Absurdität der Geschichte Europas heraus, den Unsinn von Krieg und Leiden, das sinnlose Zerschellen an Österreich, der Liebe, wie er selbst sagt, die nur zu Zerstörung führen kann. „Alles deppert“, meint Blaeulich leise, als er gegen Ende des Abends auf sein nächstes Buch zu sprechen kommt, in dem die eigene Familiengeschichte den abstrusen roten Faden über die Kontinente und Jahrzehnte spannt. Verstehen will er, fährt an die Plätze, sucht die Orte auf.
In Uganda, in den USA, und kürzlich in Vilnius, wo er als Stadtschreiber und H.C. Artmann-Stipendiat im Rahmen des 20-jährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft mit Salzburg einen Monat lebte und demnächst über diese Erfahrungen lesen und erzählen wird.
Lesung im Literaturhaus Salzburg
20. Oktober 2010, 20.00 Uhr
Text: KB; Bild: Blaue Gans / markenredaktion blaue gans salzburg
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