Berlin hat eine, Paris, New York…
nun, schon zum zweiten Mal, auch Salzburg, aber bitte mit „S“, Mehrzahl. Fast vier Wochen lang kann man bei den Fashion Weeks in der Salzburger Altstadt schick den Übergang zum Herbst begehen und die Stadt als Modeparadies entdecken. Von Tracht bis Skater-Trends ist tatsächlich alles vertreten, man muss sich nur endlich in die Läden hinein begeben, an denen sonst höchstens die Auslage sehnsüchtig studiert oder gar übersehen wird. In Begleitung einer gutgelaunten Stylistin ist das thematische Spazieren von Geschäft zu Geschäft bei den angebotenen Fashion Tours durchaus vergnüglich. Freilich geht es dabei ums Kaufen, doch so ein Flanieren gleicht mehr dem Blättern in einem Modemagazin als dem Absolvieren eines Rundwanderweges. Auch wenn die am Schluss angebotene Stärkung höchst willkommen ist. Das Schwelgen in schönen Stoffen, schicken Schuhen, das Spiel mit Auftritt und Erscheinung tut gut.
Harmloser Eskapismus, kreative Realitätsverschiebung. Bei Emma Bovary, der Heldin aus Gustave Flaubert’s gleichnamigen Provinzroman, hatte die Sehnsucht nach den schönen Dingen verheerende Folgen, am Ende war alles weg und alle tot. Diese Emma wäre heute wohl süchtig nach Online-Shopping, ohne Fragen, ohne Verpflichtungen, ohne Emotionen. Auch ohne Erlösung aus ihrem Dilemma. „If you can’t solve a problem, it is because you are following the rules“ steht programmatisch in der Boutique Rieger in der Münzgasse. Die angebotenen Lösungsansätze sind keine Schnäppchen, sie erhöhen den Alltag jedoch augenblicklich. Die Modeschauen derFashion Weeks dienen zwar ebenso als Ersatzbefriedigung, aber da man sich dabei von den inneren Räumen nach außen begibt, geht es mehr um sehen und gesehen werden denn um modische Inspirationen. Eine Show ist es allemal.
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