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@ Karin Buchauer, Umbauimpression 2012 |
Im Herzen der Altstadt Salzburgs ragt er über die Dächer.
Die senkrechte Säule und der lange, gelbe Ausleger erinnern an Hals und Schnabel eines stehenden
Kranichs. Deshalb benannten schon die Griechen die Konstruktion nach dem Vogel, dessen lateinische Bezeichnung Gurus das französische Wort Grue ergab für…
Kran. Wo er steht, ist Baustelle und ohne ihn geht nichts weiter. Im antiken Griechenland löste die erstmals bei Aristoteles schriftlich belegte Hebevorrichtung die Rampe als Haupthilfsmittel für den vertikalen Transport ab und eröffnete den Baumeistern der Zeit die zusätzliche vertikale Dimension. Von den Römern übernommen sank der Kran mit dem Fall des Reiches und erlebte erst mit dem Kathedralenbau in der Gotik eine neue Blütezeit. Die sogenannte flurfreie Überwindung des Raumes durch mehr als zwei Bewegungsrichtungen (auf/ab – links/rechts) gelang erst 1949, als
Hans Liebherr mit dem ersten mobilen Turmdrehkran der Welt den dreidimensionalen Raum zur Verladung von Lasten erschloss. Bei geringem Platzbedarf im Bereich des Standortes konnten von nun an großen Turmhöhen für das Aufnehmen und Absetzen von Material erreicht werden. Der Kranführer hatte in der Kabine, hoch oben am Drehwerk, Überblick über die Baustelle. Wie der namensgebende Vogel, Symbol für Wachsamkeit und Vorsicht in der griechischen Mythologie.
Herr Petrovic hat auch den Durchblick, nach Jahrzehnten konzentrierter Arbeit am Bau inzwischen durch eine aus gegebenem Anlass etwas staubige Brille. Das Verladen von Bauschutt aus den Fenstern des arthotel Blaue Gans dirigiert er wie seine mittelalterlichen Meister von unten, allerdings mit Fernsteuerung und Funkgerät ausgerüstet. Später werden es Betonkübel sein, die hier durch die Lüfte fliegen. Je nachdem, an welcher Stelle des Auslegers die Last hängt, können bis zu 4000 Kilo, also knapp zwei Kubikmeter Beton, verladen werden.
Kilonewton (kN) ist die übliche Maßeinheit für Kräfte im Bauwesen, 1 kN entspricht etwa der Gewichtskraft von 100 kg. Außerdem wird damit die Schubkraft von Raketentriebwerken angegeben. Auch die
Vertigo-Rakete vom österreichischen Künstler David Moises, die seit ihrem Start im Gastgarten der Blauen Gans anlässlich der Festspieleröffnung 2008 nur bis zum Innenhof in den ersten Stock gekommen war, erlebte dieser Tage einen regelrechten Höhenflug. Auf die Dachterrasse. Im wachsamen Visier des Kranführers. Schräge Vögel schreckt nichts.
Wo die weitere Kunst des Hauses gelandet ist, wird im nächsten Beitrag verraten.
Text: KB / Bild: © Karin Buchauer / pixelio.de / markenredaktion blaue gans salzburg
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