Das Schanigarten-Prinzip



Frühestens mit 1. März und spätestens bis 31. Oktober des Jahres kann ein Gastwirt seinen Betrieb nach draußen erweitern und vor seinem Lokal weitere Tische und Stühle „in leicht wirkender, formschöner Ausbildung mit dezenter Farbgebung“, laut Richtlinien des Gastgarten-Leitfadens der Stadt Salzburg, aufstellen. Stühle raus bedeutet Sommerzeit, Stühle rein läutet die Winterzeit ein, zumindest was die Umstellung der Uhren betrifft. Die saisonale Zeitumstellung wurde erstmals im Jahre 1784 von Benjamin Franklin, einem der Gründerväter der Vereinigten Staaten und der Erfinder des Blitzableiters, angedacht. Ein knappes Jahrhundert später findet sich die Eselsbrücke dazu in einem Wiener Volkslied wieder: Schani, trag den Garten außi!

Den Schanigarten scheint Johann Jakob Tarone mit „Giannis Garten“ um 1750 vor seinem Kaffeehaus am Graben in Wien erfunden zu haben. Jedenfalls begeisterte er damit sein Publikum, vor allem die Damen, die damals nicht ins Kaffeehaus durften sondern nur in die Konditorei, und nun beim Flanieren die Herren zu Gesicht bekommen konnten. Und umgekehrt. Wer schon sitzt, beobachtet die Vorbeigehenden und wer vorbeigeht, erwägt, sich auch eine Pause zu gönnen. In der Stadt Salzburg gibt es über 170 Gastgärten auf öffentlichem Grund, die von 8 bis 24 Uhr, in reinen Wohngebieten bis 23 Uhr geöffnet halten dürfen. An allen Sommerabenden willkommene Oasen für jene ohne Laube und jegliche Genießer.

Text:  KB /  Karin Buchauer   Bild: markenredaktion blaue gans salzburg

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