Vatertag


Hermann Gfrerer sieht aus dem Fenster in den Innenhof des Hauses Getreidegasse 41-43. Er wohnt mit seiner Frau Ulrike in den oberen Stockwerken der „Blauen Gans“, dessen Geschichte in den Chroniken der Stadt Salzburg bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgt werden kann, jedenfalls ab 1569 als Gasthaus mit diesem Namen geführt wird. Seit 1997 ist Andreas Gfrerer, der älteste Sohn, Geschäftsführer und Visionär des Hauses: Er eröffnete nach verschiedenen Umbauphasen im Jahr 2002 das erste artHotel Salzburgs.

Die Blaue Gans wurde nun selbst zum Kunstwerk, in einer wunderbaren Symbiose aus alter Bausubstanz und zeitgenössischer Gestaltung. Die Kunst bekam freilich ihre eigenen Freiräume und ist im ganzen Haus zu finden, in den Zimmern, auf den Gängen und in den Stiegenhäusern, an der Rezeption, in Bar und Restaurant und natürlich auch im lichtdurchfluteten Innenhof. In diesen blickt Hermann Gfrerer gerade hinunter, sucht die eine Wand ab nach dem Schriftzug, der dort angebracht ist und in der Nacht neonpink leuchtet. Jetzt ist es hell, die weißen Röhren heben sich kaum von der verputzten Hausmauer ab. Er lächelt. Sein Sohn hat schon einen eigenen Kunstgeschmack! Nicht alles gefällt dem Vater, auch so mancher Besucher wird herausgefordert aber ist das nicht eine der Aufgaben von Kunst? Neue Zugänge zur Wirklichkeit zu ermöglichen? Das eine oder andere Kunstwerk möchte Hermann Gfrerer von seinem Sohn schon erklärt bekommen, immerhin lebt er damit unter einem Dach. Der Schriftzug von Lori Hersberger, einem Schweizer Künstler, der seine Inspirationen aus einem weit gefassten Kulturbegriff schöpft, kann ebenso vielseitig verstanden werden. Ein augenverdrehender Stoßseufzer, vielleicht, ein populäres Chanson auf jeden Fall. Hermann Gfrerer lächelt, auf diese einnehmende Art, die sein Sohn so an ihm bewundert. Er schaut in den Innenhof. Für ihn ist jeden Tag Vatertag.

Text & Bild: KB /  Karin Buchauer   /  markenredaktion blaue gans salzburg

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