Das Leben der Dinge

Shannons Hand im artHOTEL Blaue Gans

David Moises war nach eigenen Angaben an der HTL für Nachrichtentechnik und Informatik nicht sehr erfolgreich. Nach einer Lehre als Schriftsetzer studierte er in Linz Experimentelle Visuelle Gestaltung und stellte fest: „Wenn der Leistungsdruck weg ist, kommt der Spaß zurück“. Seitdem wechselt er immer wieder die Perspektive und interpretiert in seinem künstlerischen Prozess die Bedeutung der Dinge neu.

„Es gibt ein Sprichwort in Mexiko, wonach jeder Gegenstand sieben Leben hat. Das gefällt mir. Das Ding  ist nie Müll, man kann immer noch abstrahieren und sagen, na gut, der Gegenstand ist nicht das, was er ist, sondern abstrakt betrachtet ein Material, aus dem sich noch etwas anderes machen lässt.“ Von seinem Aufenthalt in Mexiko-City, gefördert mit einem Stipendium des Landes Salzburg, hat David Moises allerlei Glitzerndes „Mitgebracht“: Eine Sammlung aus silbernen Gegenständen, die elsternhaft wertvoll wirken, bei näherem Hinsehen nach Ramsch ausschauen und erst beim dritten Blick ihre spezielle Seltenheit entfalten.


„Das ist die Qualität von Abstraktion“ erklärt der Künstler seine Vorgangsweise. So werden Schi zu Hockern, Socken beginnen zu tanzen und Wasserkessel heben als Raketen ab. Im artHOTEL Blaue Gans, in dem sich David Moises in guter Gesellschaft mit den anderen Künstlern der Sammlung fühlt, ist er mit mehreren Werken vertreten. Im Rahmen der Langen Nacht der Museen gibt es die Möglichkeit, diese zu besichtigen und mit David Moises über seine Arbeit zu sprechen. Vorab hat er vom GÄNSEHAUT-Effekt seines  „Shannon Händchens“ erzählt, das im Durchgang der Blauen Gans steht.

GÄNSEHAUT: Woher kam die Idee zur „Shannons Hand“?
David Moises:  Ich habe vor Jahren in einem Radio-Beitrag von Fritz Ostermayer das erste Mal davon gehört. Der Überlieferung nach hatte der Mathematiker Claude Elwood Shannon so ein Ding auf seinem Schreibtisch stehen, es gibt aber kein erhaltenes Objekt, auch keine Fotos. Der Schriftsteller Arthur C. Clarke, der mit Stanley Kubrick das Drehbuch zum Film „2001. A Space Odyssey“  schrieb, erzählt in seinem Buch „Voice across the Sea“ von einem Besuch bei Shannon, 1958, der ihn völlig aus der Fassung brachte:  Er hatte dort die Ultimative Maschine, wie Shannon sie selbst nannte, zum ersten Mal erlebt.

GÄNSEHAUT:  Wessen Hand ist das nun, hier in der Blauen Gans?
David Moises: Also, ich habe mich zum 100jährigen Jubiläum des Technischen Museums dazu ermächtigt gefühlt, die Hand nachzubauen und weil meine Hand mir am Nächsten war, habe ich meine eigene Hand abgegossen.

GÄNSEHAUT: Aus welchem Material ist die Hand?
David Moises: Aus Polyester. Also, eine Mischung aus Polyester und  Holzkitt, und wenn man genau richtig mischt,  kommt dieser Wasserleichenhautton heraus.

GÄNSEHAUT: Das ist wohl der Grund, warum manche Menschen das „Shannon Händchen“ etwas unheimlich finden,  so wie Clarke die Ultimative Maschine. Wieso heißt sie überhaupt so?
David Moises: Es ist die einzige Maschine, die sich selbst ausschalten kann. Das macht sie so radikal. Zugleich illustriert sie anschaulich das Prinzip des Feedback und legte den Grundstein für Shannons Theorie der Information. Heute nennt man „Shannon“ den Informationsgehalt einer Nachricht. Das ist was für Kommunikationstheoretiker!

GÄNSEHAIT: Ist es auch die einzige Shannon-Hand?
David Moises: Ich habe fünf Stück gebaut. Für das Technische Museum, das ZKM, das Landesmuseum Linz und ein privater Sammler hat auch eine. Und die hier im artHOTEL Blaue Gans.

Text & Bild:  KB /  Karin Buchauer   / markenredaktion blaue gans salzburg

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