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"La vida es una gran cerdada" von Hauenschild-Ritter im Weinarchiv des arthotel Blaue Gans |
Der Schweinezyklus beschreibt das Problem der Zeitverzögerung bei der Anpassung des Angebots auf einem Markt. Der Begriff geht auf den Ökonomen Arthur Hanau (1902-1985) und dessen Dissertation „Die Prognose der Schweinepreise“ zurück. Bei hohen Marktpreisen kommt es zu verstärkten Investitionen, die sich wegen der Aufzuchtzeit erst mit einem Verzögerungseffekt auf das Angebot auswirken, dann aber zu einem Überangebot und Preisverfall führen. Infolgedessen kommt es zur Reduzierung der Produktion, die sich ebenfalls erst zeitverzögert auswirkt – und schließlich zu einem relativen Überschuss der Nachfrage (Angebotslücke) und dadurch zu steigenden Preisen führt. Im übertragenen Sinn kann der Begriff für analoge Vorgänge auf anderen Märkten verwendet werden, wie etwa auf Arbeitsmärkten, wenn hohe Gehälter oder allgemein gute Chancen in einem bestimmten Bereich zu einer steigenden Zahl von Studien- oder Berufsanfängern führt, die dann nach mehreren Jahren der Ausbildung gleichzeitig auf den Arbeitsmarkt drängen. Die schlechteren Job-Aussichten schrecken sodann neue mögliche Studienanfänger ab. Wer also vorausschauend zur richtigen Zeit die richtige Investition an Zeit oder Geld oder beidem getätigt hat… hat Schwein gehabt.
"Mensch und Schwein - fast ein."
Im Mittelalter waren das die Verlierer der Ritterspiele, die als Trostpreis eine Sau nach Hause nehmen konnten, ein Tier, das bei den alten Griechen für Glück und Wohlstand stand. Ein paar hundert Jahre später war derjenige mit der Sau im Kartenspiel wiederum der Gewinner des Ganzen. Eine ambivalente Haltung also zu dem, was so ein Schwein sein kann. Eine Ambivalenz, die womöglich mit dem prekären Verhältnis des Menschen zu sich selbst zusammenhängt, denn wie es der Kulturwissenschaftler und Philosoph Thomas Macho in seinem Buch „Schweine“ untersucht, sind Mensch und Schwein… fast ein. Genetisch sind Größe und Gestalt so ähnlich, dass Tätowierer ihre Handwerkskunst auf Schweinehaut üben und auch sonst gerne Teile des Schweins in der Medizin herangezogen werden. Im Charakter ist auch das Schwein eine soziale und sogar musikalische Intelligenzbestie. Auf der Farm der Tiere von George Orwell tritt der alte Eber Old Major die Nachfolge des gestürzten Bauern an… Diese Ambivalenz könnte auch erklären, warum ein Drittel der Menschheit kein Schweinefleisch isst. Aufgeklärte Konsumenten, die ihren Fleischverbrauch reduzieren, sind jedenfalls bereit, höhere Preise zu zahlen, wenn sie dadurch zu besseren Haltungsbedingungen der Tiere beitragen. Weniger ist mehr, lautet die Devise – dafür in guter Qualität und zu fairen Preisen.
Zugleich beleben mutige Macher die Gerichteküche und
verwerten möglichst viel vom Vieh. In seinem 1999 erschienenen Buch „Nose to Tail Eating: A Kind of
British Cooking“ setzte sich Fergus
Henderson mit allen Teilen und Zubereitungsmöglichkeiten des Schweins
auseinander: Wenn man das Biest schon isst, dann ist es nur höflich, es zur
Gänze zu verputzen.
Wer also vergessene Varianten vom Weideschwein,
kulturgeschichtlich kommentiert von Thomas
Macho, verspeisen möchte, vermerkt das Culinary
Art-Festival eat&meet in seinen Kalender.
Und macht sich für Begegnungen der besonderen Art bereit.
kb
Vorschau auf EAT&MEET nächste Woche:
Donnerstag, 14 04 2016
"Italien vegetarisch" Mit Claudio del Principe.
6-Gänge Menü mit überzeugenden vegetarischen Gerichten um € 39,-
Reservierungen bitte bei uns: fb@blauegans.atfb@blauegans.at
Marktrundgänge mit Andreas Gfrerer
Samstag, 16 04 2016 und am 30 04 2016
Treffpunkt Gastgarten Blaue Gans um 10:00 Uhr
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