Die Geschichte der Blauen Gans nimmt ihren Anfang im
Frauengarten. Damit ist kein erzbischöflicher Harem gemeint, sondern das
Gelände zwischen Mönchsberg und Salzach, das schon zu Römerzeiten besiedelt
war. Der schon anno 931 urkundlich erwähnte „pomerium s. Mariae“ war bis
zum 16 Jahrhundert ein völlig unverbautes Obstwiesen- und Ackerland, das
Bedienstete von St. Peter betreuten. Die „Petersfrauen“, deren Kloster vom 12.
Jahrhundert bis zu Aufhebung ihres Konvents 1583 auf dem Platz des späteren
Franziskanerklosters stand, konnten auch einen Teil des „Frauengartens“
nützen.
Ab 1137 wurde mit dem Bau des Almkanals begonnen, der mit
einem Arm durch den Frauengarten zur Salzach führte. Eine Mauer umschloss
diesen Klosterbesitz, dessen Geschichte dank des reichen Archivs von St. Peter
gut dokumentiert ist. Deshalb weiß man von Baugenehmigungen des Abtes ab dem
13. Jahrhundert. Die Häuser waren unter dem Titel Burgrecht abgabenpflichtig,
das bedeutete, dass sie gegen einen jährlichen Zins an den Grundherrn, also das
Kloster, das Recht erwarben, Haus und Hof in der Stadt zu besitzen und davon
Gebrauch zu machen. Die Bauherren durften nicht nur Türen und Fenster zum
Frauengarten einrichten, sondern auch vom Frühjahr bis Herbst „darin frey
spazieren gehen“, ja sogar Ball- und Kegelspiele veranstalten. Im
Mittelalter wurden entlang des Frauengartens in erster Linie Eigenleute des
Klosters angesiedelt.
Die
Witwen waren’s!
Aus diesen ging dann ein Gutteil des frühen Salzburger Bürgertums hervor; so vermutlich auch im 14. Jhdt. die Familie Aufner, die Bauherren des Hauses Getreidegasse Nr. 43 und ersten Eigentümer. Im Verlauf der Jahrhunderte wechselten die Familien und Namen. Ende des 15. Jahrhunderts tauchen Teilbesitzer auf, die sich manchmal auf die Stockwerke des Gebäudes aufteilten. So finden sich in den Dokumenten der St. Petrischen Aufzeichnungen die verschiedensten Namen: als Besitzer, Erben oder auch nur Untermieter. Im 18. und 19. Jahrhundert ist ein reger Wechsel verzeichnet. So entsteht eine komplexe Chronik, die den Historiker beschäftigt. Dem Laien fällt auf: Die Witwen waren’s! Sie haben durch erben und vererben, manchmal Veräußerung, dafür gesorgt, dass die Liegenschaft erhalten blieb und das schon ab Mitte des 16. Jahrhunderts bestehende Gasthaus immer weitergeführt wurde.
Und heute? Heute steht wieder ein Garten an dieser Stelle,
aus welchem die Gasthausküche frische Kräuter bezieht und verarbeitet. Und der
schönste Gastgarten der Altstadt, eine Oase der Ruhe und des Genusses. Ab
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kb
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