Am 21. September wurde zum 40. Mal der Salzburger Rupertikirtag eröffnet, für viele so etwas wie die geschmackssichere Variante des Oktoberfestes. Machen wir doch einen Blick unter die Oberfläche und fragen wir uns, was den Rupertikirtag so beliebt gemacht hat, dass er mit 150.000 Besuchern zur größten Brauchtumsveranstaltung des Landes wurde.
Mir fallen dazu fünf Gründe ein:
Mir fallen dazu fünf Gründe ein:
1. Der Rupterikirtag ist Ausdruck einer Identität, derer Salzburg mehrere hat. Mit ihren glamourösen Red Carpets und ihrem glanzvollen gesellschaftlichen Parkett erscheint diese Stadt wie eine Diva, und der Rupertikirtag als der etwas unpassende, rustikale Begleiter, wie ihn sich Diven aus Gründen der Unterhaltung und des Seelenheils gerne zulegen, wenn sie in die Jahre kommen. Ein "odd couple" - das allerdings niemals an der Legitimität seiner Beziehung zweifeln würde.
2. Er ist in gewisser Weise - trotz mancherorts beachtlicher Dezibel - leise und zurückhaltend klein, oder besser: genügsam in seiner Ausdehnung, weil small beautiful ist und weil es nicht immer um’s Schneller-Höher-Weiter gehen muss, sondern auch um die Behutsamkeit, die Beschaulichkeit und das Verweilen. Welches Volksfest hat schon ein Mini-Riesenrad, das einen gerade mal auf die Traufhöhe der umliegenden Paläste bringt? Aber was man von dort oben sieht! Die Fassaden und Dächer von ganz nah! Den Residenzbrunnen von oben! Die Berge in der Ferne! Sich in die Lüfte erheben und doch irgendwie am Boden bleiben - welch wunderbar barocker Gedanke!
3. Der Kirtag ist Hort des Kind-Seins. Ich muss schmerzhaft feststellen, dass die Fahrgeschäfte meiner Kindheit heute als historisch bezeichnet werden. Die Beschränkung auf diese historischen Fahrgeschäfte aber macht den Kirtag einzigartig. Mit seiner liebevollen Nostalgie, seiner leisen Poesie neben seiner lauten Ausgelassenheit, bewahrt der Rupertikirtag für uns die Erinnerung an das Kind, das wir einmal waren.
4. Der Kirtag ist Probebühne für Zugehörigkeit. Die jugendlichen Salzburger spielen modisch mit der Tracht und setzen sie in einen urbanen, weltläufigen Zusammenhang. Das hat etwas Augenzwinkerndes, und nimmt der Tracht die Last des Zwanghaften und Uniformen. „Converse + Lederhose“ als Salzburger Erfolgsmodell. Und die vor allem jungen Menschen mit Migrationshintergrund in Dirndl und Lederhose: durch das Anlegen der Tracht zeigen Sie, dass Sie ihr Fremd-Sein abgelegt haben.
5. Der Kirtag ist Ort und Anlaß echter Lebensfreude. Ein Blick in die Gesichter der jungen und junggebliebenen Menschen genügt, um das tausendfach bestätigt zu finden.
Also, hinein ins Vergnügen! Wir empfehlen dringend einen Besuch.
Tipps:
Eine "Salzburger Gschwollene" bei der Weißwurst-Braterei Fillippi genießen, mit einem Weißbier vom Stand gegenüber. (Alter Markt)
Ein Pfiff Bier am Trumer-Standl
Eine Runde Riesenrad fahren
mehrere Wiederholungen planen.
ag
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