Der Internationale Tag der Frauen am 8. März 2017 im Weinarchiv der Blauen Gans. Ein Erlebnisbericht.
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Helga Rabl-Stadler und Elisabeth Bronfen |
„Da lebe ich fast fünfzig Jahre so dahin und auf einmal feiere
ich das Frausein“, stellt eine Teilnehmerin bei der „eat&meet“-Veranstaltung
verwundert fest, zu der Altstadtchefin Inga Horny ins Weinarchiv der Blauen
Gans geladen hat. Wir Frauen uns selbst feiern? Das ist nicht leicht.
Irgendwie ungehörig. Warum auch feiern? Und vor allem: Was?
Intellektuell-kulinarische Antworten liefern die beiden
geladenen Ladies dieses kleinen, feinen Abends: Niemand geringerer als die Salzburger
Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler und die Kulturwissenschafterin mit
Lehrauftrag in Zürich und New York, Elisabeth Bronfen. Dass sich Elisabeth
Bronfen im Vorwort des diesjährigen Festspielprogramms zum Thema „Macht“ Gedanken
macht, gibt auch das Thema dieses Abends vor: „Besessen von der Macht?“. In
ihrer Eigenschaft als Kochbuchautorin sorgt sie zusätzlich für durch und durch weiblichen
Gesprächsstoff. Die Rezepte für das exquisite 3-Gang-Menü mit Weinbegleitung sind
ihrem kürzlich erschienen Kochbuch „Besessen“ entnommen. (Das Rezept für den
köstlichen Linsensalat finden Sie im Anhang)
„Beim Kochen sollten wir uns auf unsere Tradition, auf das
Weibliche und die Liebe zu uns selbst konzentrieren,“ beschwört Professor Bronfen
die 60 anwesenden Damen und plaudert aus dem Nähkästchen. Warum sie vor jeder Tagung
die Teilnehmer zu einem Abendessen bei sich zu Hause einlade? Obwohl sie das unheimlich
beansprucht, neben all der wissenschaftlichen und organisatorischen Arbeit auch
noch Kochen zu müssen, einzukaufen und all das. Aber sie erzählt, wie sehr es
sich jedes Mal lohnt. Wie geehrt, bedacht, hofiert und geschätzt sich die
Geladenen fühlen. Wie sich dabei Hahnenkämpfe auflösen und Eitelkeiten
verschwinden. Kochen, eine Form von Macht? Einkochen, eine neue Sichtweise oder
inhärent weibliche Form der Macht?
Wunderbares Cous Cous mit getrockneten Sauerkirschen, eingelegten
Zitronen und einem zart gebratenem Hühnchen werden gereicht. Ein Schluck vom
Grünen Veltliner „Gänsehaut“ – Prost, ein freundliches Lächeln von der Tischnachbarin.
Die nächste Frage steht im Raum: „Ist Macht ein Gut, das
Frauen scheuen?!“ Wie viele gibt es, die Macht wirklich wollen? Mit allen
Konsequenzen? „Über Macht sollte man nicht viel sprechen, man sollte sie sich
einfach nehmen,“ sind sich die beiden erfolgreichen Damen einig. Denn Macht gibt
einem erst die Möglichkeit, etwas zu schaffen. Dass der Weg dorthin kein
leichter ist, lässt Helga Rabl-Stadler nur anklingen: „Auch wenn es wunderbar
und großartig ist, allzu sehr beneiden braucht mich niemand.“
Der Schokoladencremekuchen von Elisabeth Brofen, von den
Köchen der Blauen Gans exquisit mit Karamell und Sorbet verfeinert, ist die
sprichwörtliche Sünde wahrhaft wert. „Es ist egal ob eine Stirnlocken trägt,
High-Heels oder Hosenanzug,“ plädiert die Präsidentin. Am Weg zur Macht sei es
sogar irrelevant, ob sich Frau sympathisch findet oder nicht. Was zählt, sei
einzig und allein Wille und die Vision: „Nur gemeinsam können wir etwas erreichen,
alleine schaffen wir nichts.“
„Gemeinsam“, damit ist selbst an diesem Internationalen Tag
der Frauen nicht nur der weibliche Teil der Bevölkerung gemeint. Die letzten
Worte gelten somit auch den beiden (neben den Kellnern einzigen anwesenden) Männern:
„Danke, dass Sie uns ausgehalten haben.“
Text: Julia Heuberger-Denkstein
Fotos: wildbild / Günther Freund
Salat aus schwarzen Belugalinsen mit Tomatenflocken und Chèvre nach Elisabeth Bronfen
200 g Belugalinsen
2 Lorbeerblätter
1 große Karotte, sehr fein gehackt
2 Stangen Sellerie, sehr fein gehackt
2 Knoblauchzehen, sehr fein gehackt
5 Zweige Thymian
Tomatenflocken oder Tomatenmark
1 Schuß Weißwein oder Noilly Prat
2 EL Aceto Balsamico
1 EL Dijonsenf
5 EL Olivenöl
Salz, schwarzer Pfeffer
1 Bund Basilikum, in feine Streifen geschnitten
150 g weicher Chèvre (franz. Ziegenkäse)
Linsen waschen, abtropfen, mit kaltem Wasser bedecken, Lorbeer dazu, (nicht salzen!) und 20-30 Minuten köcheln lassen. Die Linsen sollen weich sein, aber noch einen leichten Biß haben. Das Gemüse in 2 EL Olivenöl anrösten, Thymianzweige dazugeben und wenn es goldbraun ist, mit dem Noilly Prat oder Weißwein ablöschen. Tomatenmark untermengen und vorsichtig mit den Linsen vermischen. Salzen, pfeffern und vom Feuer nehmen. Für die Vinaigrette den Senf mit Balsamico und dem Olivenöl verrühren, salzen und pfeffern, unter die Linsen heben. Den Chèvre zerkrümeln und mit dem Basilkum bestreuen.
Der Linsensalat kann mehrere Tage im Kühlschrank aufbewahrt werden.
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